Andreas Koll
schon vieles
gemacht
Wenn der Begriff Heimat-Avantgarde Sinn
macht, dann hier: Die Interpreten sind oft
abstrus, öfters anarchistisch, gelegentlich
atonal, bauernschlau, hinterfotzig, jazzig,
romantisch, lustig - der perfekte Sountrack zu
den unverzichtbaren Geistesverren-kungen
von Karl Valentin und Herbert Achternbusch,
und mindestens so an- und aufregend.
Improvisationen zu traditioneller
alpenländischer Volksmusik
Von 1983 bis 2000 veränderten sie die
Musikszene Bayerns und Österreichs
Sie lehnten sich solange an die
Volksmusik an, bis die nachgab
Schaurig schön ist die Jazz-Volks-musik-
Mixtur mit der Die Interpreten
Heimatgefühlen auf die Sprünge helfen.
Eigenkompositionen und frech arrangierte
Volksweisen in unge-wöhlicher Besetzung:
Saxophone und Klarinette, Schlagzeug und
Akkordeon. Die kleinen Kunststücke haben
Witz und Charme. Sie sind die Kopfarbeiter
der neuen Volksmusik, spielen mit
Köpfchen, aber ohne Rücksicht auf Verluste.
Die Live-Auftritte der Interpreten haben sich im
Laufe der Zeit zu einem Gesamtkunstwerk
entwickelt. Was Andreas Koll in seinen skurrilen
Überleitungstexten daherbringt, ist bayerisch-
hintersinnige Poesie pur. Was die Biermösl Blosn
mitentsprechenden Texten und Attwenger in der
Verbindung mit Punk und Hiphop auf meinen
kleinen Hausaltar legten, die Interpreten tun
es zusammen mit Jazz, welcher dadurch endlich
wieder an Farbe gewinnt. Daß ich das noch
erleben darf.
(Hans Mentz / Titanic)
Erwin Rehling Percussion
Andreas Koll Baritonsaxophon
Thomas Binegger Tenorsaxophon
Übers Loaterl, da steig i net auffi
Joseph Bacher
Gstanzl
Fotos: Burkhardt Rump
Udo Wachtveitl und Hans Kriss lesen Krimi-Geschichten
von Robert Hültner. Dazu Musik, komponiert von Andreas
Koll, gespielt von Sebi Tramontana, Posaune, Erwin
Rehling, Schlagwerk, und Andreas Koll, Akkordeon.
Von 1998 bis 2023 vor meist ausverkauften
Häusern. 25 Jahre lang und vielleicht
noch länger.
Kriminell gut ist sie, die Lesung mit Udo Wachtveitl. Der
Zuhörer wird zurückversetzt in die 20er und 30er Jahre.
In das Bayern von Inspektor Kajetan aus Robert Hültners
Romanen. Ein Bayern, in dem es zwar für "an Haftbefehl
net langt, für a boar Fotz'n ollawei", ein Bayern, in dem
die Leute "an Kommunion denken, wenn sie das Wort
Kommunismus hören". Kleine Dörfer und die Stadt werden
im "Mörderischen Bayern" lebendig. Heimlicher Star der
Lesung ist die ungewöhnliche Musik, die mit fantastischen
und fantasievollen Tönen die Geschichte noch spannender
macht.
Alexandra Lutzenberger